Hallo Jossie,
Wird bereits bei NikonScan ein ICC-Profil zugewiesen? In welchem Farbraum speicherst Du die Positive in NikonScan ab?
Es ist möglich, Nikon Scans Colormanagement zu aktivieren. Ich weise dem Scan dann i.d.R. den größtmöglichen (den mir die Software anbietet) also Wide Gamut RGB zu.
Ich habe nun gestern noch ein paar Tests gemacht und bin auf interessante Ergebnisse gestoßen:
Ich konnte mir nie so recht erklären, warum in Nikon Scan, wenn ich die Umwandlung des Negativs die Software hab vornehmen lassen, der Scanvorgang deutlich länger dauerte als wenn ich die Vorlage als Positiv scannen hab lassen. Es kam für mich als einzige Erklärung folgende in Frage: Dadurch dass es sich um ein und dieselbe Vorlage gehandelt hat, die ich einmal als Negativ, einmal als Positiv gescannt habe, musste (dachte ich) es sich auch bei der Belichtungsmessung um genau dasselbe Ergebnis handeln, also sprich: gleiche Lampenstärke / gleiche Belichtungszeit. Nur würde das ja bedeuten, dass die Scanzeit auch dieselbe sein musste. Das war sie aber nicht, der Scan als Negativ, also Umwandlung mit inbegriffen dauerte deutlich länger, weshalb ich ja vor einiger Zeit den Weg zu meinem Positiv-Scan-Workflow gefunden habe. Also war die einzig logische Folge daraus, dass die Umwandlung während des Scanvorgangs vonstatten lief, und das Prozedere verlängerte.
Dies glaubte ich bis gestern Abend.
Dann habe ich mir die Scananleitungen von der ColorPerfect Homepage noch mal genauer angesehen und ausprobiert, welche Schritte zur Vorbereitung mithilfe von NikonScan genau durchgeführt werden sollen. ColorPerfect schreibt dabei, man solle die analoge Verstärkung in eine solche Richtung einstellen, dass man schon damit die Orangemaske weitgehend neutralisieren kann. Das wäre (je nach Filmtyp unterschiedlich, aber oftmals folgende): r+0, g+1, b+2. ColorPerfect schreibt auch, dass dies nur vonnöten sei, wenn man / bzw. der arbeitende Scanner mit 14-Bit oder weniger pro Kanal arbeite, aber auch bei 16-Bit pro Kanal (was ja mein Scanner tut) könne dieses Vorgehen auf keinen Fall schaden, sondern eher dienlich sein. Also probierte ich dies auch sogleich. Als ich das Ergebnis in ColorPerfect importierte, erhielt ich das erste Mal auf Anhieb ein wirklich brauchbares Ergebnis, das, und da wurde ich besonders aufmerksam, dem Ergebnis des Negativscans mittels NikonScan, verblüffend nahe kam. Da hatte ich den ersten Verdacht, dass NikonScan tatsächlich nicht die selbe Belichtungskorrektur sowohl für Negative, als auch Positive bei ein und derselben Vorlage errechnet. Daraufhin habe ich zum Test beide Scans (sowohl Positiv mit besagter analogen Verstärkung, als auch Negativ) erneut laufen lassen und habe festgestellt, dass die Scanzeiten sich stark annähern. (Natürlich werden sie nicht exakt gleich sein, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die NikonScan eigene Belichtungsmessung auf genau dieselben (ganzzahligen) Werte kommt, die ich in die analoge Verstärkung eingegeben habe.)
Nach diesem Vergleich wurde mir sofort klar, dass die einzige Verzögerung beim Scannen, tatsächlich durch nichts anderes ausgelöst wird, als durch eine Anpassung der analogen Belichtung, die, wie ich stark vermute, auch tatsächlich vonnöten zu sein scheint, denn: auch mit ColorPerfect erhalte ich mithilfe eines analog verstärkt-belichteten Scans, "authentische" Ergebnisse - und dies auch auf Kosten der Scanzeit.
Nun gut, was ist mein Fazit aus der ganzen Sache?
Ich kann, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, nicht wirklich Zeit einsparen. Trotz 16-Bit / Kanal und dem daraus resultierenden hohen Informationsgehalt, erhalte ich bei einheitlicher, unangepasster Belichtung der Vorlage (entgegen dem Versprechen von ColorPerfect) nicht den erwarteten Informationsgehalt / das erwartete Bildergebnis. Also kann ich NikonScans Belichtungssteuerung nicht nur vertrauen, sondern bin sogar auf diese angewiesen. (Oder aber ich stelle für jeden Filmtyp eigene Tests an, spiele mit der analogen Verstärkung und versuche so meine Filme selbst zu profilieren.)
Da jetzt keine Belichtungssteuerung wie für ein Negativscan, auch auf ein Positivscan angewendet werden kann (könnte es wohl vermutlich schon, nur müsste ich dann bei jeder einzelnen Vorlage erst eine Belichtungssteuerung für Negativ vornehmen und dann die Scaneinstellung ändern, was softwareseitig sehr unpraktikabel und aufwändig ist) erhalte ich bestmögliche Belichtungsmessung der Vorlage nur im Modus zum Negativscan.
Gehen wir jetzt mal davon aus, ich erhalte mit einheitlich belassener Analogverstärkung wie oben erwähnt (r+0, g+1, b+2) ansehnliche Ergebnisse, so bleibt mir doch noch die Umwandlung in ColorPerfect, einem Tool dessen Oberfläche ich sehr, nennen wir es abenteuerlich, finde und dessen Vollversion ich noch kaufen müsste. Die eingangs angestrebte zeitliche Ersparnis wäre dabei aber wohl dahin. Im Gegenteil, es würde mich noch mehr Zeit und Daten kosten.
Zudem macht NikonScan eine eigenartige Sache: Wenn ich mein Positiv mit einem Gammawert von 1 scanne und das CM von NikonScan deaktiviere, bettet die Software ein sRGB-Profil in die Datei.
Nun, mir scheint es, leider leider leider, sehr an ein paar Grunderkenntnissen im Colormanagement zu fehlen, aber, bedeutet das in dem Moment nicht, dass das Ergebnis stark beschnitten wird (eben auf das winzige sRGB)? Müsste NikonScan nicht korrekterweise einfach gar kein Profil einbetten? Oder kann ich das sRGB-Profil hinterher einfach entfernen? Ich weiß in diesem Fall nicht so recht, was mit der Datei passiert. (Entschuldige hier an dieser Stelle mein Dilettantentum.)
Aufgrund all jener genannter Erkenntnisse, erachte ich es, zumindest momentan, als am besten praktikabel, NikonScan die Umwandlung zu überlassen.
Abschließend stelle ich mir nun noch die Frage, wie wohl andere Scanner, beispielsweise deiner, mit einer einheitlichen Lichtstärke zum Scannen der Vorlagen so gute Ergebnisse liefert? Oder holst du eventuell auch nicht alles raus? Könntest du mit analoger Verstärkung und eigenen Experimenten und angelegten Profilen, noch mehr aus deinen Vorlagen rausholen?
Habe ich irgendwo einen Denkfehler oder ist mir ein wichtiges Detail entgangen, eines das die Sache / meine neuen Erkenntnisse in einem anderen Licht erscheinen ließe?
Viele Grüße
André