USAF 1951 Targets; Gebrauchte Scanner; Unschärfe;

Fragen/Themen aus den Gebieten Scannen, Bildbearbeitung, Farbmanagement etc.
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DerArchivierer
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 27. Februar 2018, 18:32

USAF 1951 Targets; Gebrauchte Scanner; Unschärfe;

Beitrag von DerArchivierer »

USAF 1951? Die meisten, werden so wie ich, damit zunächst einmal
überhaupt nichts anfangen können. Wenn ich jetzt noch den Hinweis gebe, dass solche Test-Targets
teuer sind, werden die meisten wohl abwinken - so wie ich das getan habe.

Ich möchte mit diesem Thread auch keine Werbung machen, sondern von meiner Erfahrung erzählen,
und auf das Problem hinweisen, welches besteht und unterschätzt wird.

Denn das Scannen von ca. 5000 Dias kostet kostet eine Menge Zeit, aber wir sind hier im Forum und haben
einen Scanner erworben, weil uns die alten Schätze etwas noch bedeuteten. Ich möchte aus den alten Bildern
die bestmögliche Qualität archivieren.

Gehört haben wir das schon oft. Die physische Auflösung (angegeben auf den Verkaufsprospekten) und die native Auflösung
(tatsächliche Auflösung) sind in der Realität nie identisch. Hochwertige Scanner liegen ziemlich nahe dran, aber schaffen es häufig auch nicht.
"Günstige Scanner" für Konsumenten streuen noch stärker. Selbst beim Neukauf, sind innerhalb gleichen Typs Streuungen vorhanden.

Ich habe meinen Scanner gebraucht erworben - "nach bestem Gewissen". Der Verkäufer war seriös, das Gerät wurde mir vorgeführt
und damals als Laie kam ich überhaupt nicht auf die Idee zu testen, ob die Auflösung tatsächlich erreicht wird. Bei meinen Probescans
war ich zufrieden und leichte Unschärfen habe ich mit dadurch erklärt, dass damals der Autofokus der Kameras schlecht gewesen ist.
Je kleiner das Bild betrachtet wird, desto weniger fallen Unschärfe auf. Erst durch einen Zufall, durch einen Vergleich eines IT-Kalibrierungstargets
sind mir Unterschiede in der Schärfe aufgefallen. Das war der Grund, warum ich mir ein USAF 1951 Dia gekauft habe, um die tatsächliche
Auflösung meines Scanners zu bestimmen. Diese war mit 1149 dpi erschreckend niedrig (physisch: 5000 dpi).
Wenn ich jetzt behaupte, mir ist das überhaupt nicht so sehr aufgefallen, dann würde mir man vermutlich nicht glauben.
Aber das lag daran, dass ich keinen Vergleich hatte und die Bilder überhaupt nicht übel aussehen.

Wo liegt nun das Problem? Gerade bei gebrauchten Scanner, die schon einige Tausend Scans hinter sich haben und selbstverständlich
auch verheimlichte Unfälle, kommt es mit der Zeit zu Verschiebungen in der Scanner-Einheit. Dies kann auch bei Neugeräten passieren durch
stärkere Erschütterungen beim Transport. Wenn der Fokuspunkt nicht genau ausgerichtet ist oder sich verschiebt, dann wird das Bild
schnell unscharf.

Hier ein Bild von einem Target (vor der Reparatur) und (nach der Reparatur). Zum ablesen und erkennen der Balken habe ich auf 500% vergrößert.
Ich habe nun eine Auflösung von 4598 dpi, diese liegt schon sehr nahe der physischen 5000 dpi und liegt aus meiner Sicht im Toleranzbereich.
Zudem ist die Auflösung vertikal und horizonal nicht immer identisch, so dass man mit gutem Wille auch das darauf folgende
Element >5000 dpi wählen könnte.
usaf_vorher_nachher.jpg
usaf_vorher_nachher.jpg (467.67 KiB) 4916 mal betrachtet
Meiner Meinung nach ist der Unterschied im direkten Vergleich enorm. Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, gerade wenn man solche
Scanner gebraucht kauft, tatsächlich sehr wichtig die tatsächliche Auflösung festzustellen. Ich habe nun ca. 5000 Dias umsonst gescannt !
Natürlich sind meine Scans auch mit der geringen Auflösung nicht so schlecht, aber die Unterschiede werden schon bemerkbar sein und
in Zukunft werde ich mal ein Vergleichsbild posten, sofern ich ein passendes habe, welches ich auch veröffentlichen mag.

Ich vermute, dass auch beim Neukauf diese Abweichungen auftreten. Ich glaube, dass mein Vorgänger das Gerät sehr behutsam
behandelt hat (ca. 12.000 Scans beim Kauf) und das er dies auch nicht besser wusste.

Wer ein solches großen Projekt anfängt, kann ich nur empfehlen (besonders bei gebrauchten Geräte!) die tatsächliche Auflösung einmal zu bestimmen. Denn unnötig höhe Scans, senkt auch den Wert des Gerätes und hinterher ist die Enttäuschung groß.

Zum Schluss ein großes herzliches Dankeschön an Jossie.

Ohne den regen Austausch und ein Vergleichsbild, hätte ich das Problem nicht erkannt und verfolgt.

Auch wenn das USAF1951 TArget einschlägig ist, in der Praxis ohne das Target fällt dies nicht so extrem ins Gewicht, wenn (!!!) man keinen direkten Vergleich hat und die Erfahrung fehlt.
Reflecta DigitDia 6000 (Firmware 1.21) |Silverfast Archive Suite 8.8 r15 | i5-CPU Windows 10 (64bit) 8 GB RAM |Anfänger | mittlerweile 4700 64bit RAWi Scans Erfahrung mit Fuji, Kodak, AGFA E6 Emulsionen (Dia-Positive)
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Jossie
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Re: USAF 1951 Targets; Gebrauchte Scanner; Unschärfe;

Beitrag von Jossie »

Hallo,

ich kann diese Ausführungen nur bestätigen und ergänzen. Mein fabrikneuer DD6000 hatte gerade mal 2300 dpi geliefert. Festgestellt hatte ich das durch Vergleich des projizierten Dias mit dem Scan. Allerdings hatte man mir bei ScanDig, wo ich den Scanner gekauft hatte, gesagt, man sehe das Problem nicht. Ich hatte eine Serie mit unterschiedlicher Abtastrate hingeschickt und darauf hingewiesen, dass man bei höheren Abtastraten keine Verbesserung mehr sieht. Daher sah ich mich gezwungen, das besagte USAF1951-Target zu kaufen und ScanDig die Scans zu schicken. Antwort: Ja, das sieht unscharf aus. Toll! reflecta hat den Scanner umgehend umgetauscht. Auch bei mehreren Reparaturen im Anschluss hatte ich immer wieder unterschiedliche Auflösungen festzustellen (einmal auch wirklich 5000 dpi!).

Ich hatte hier im Forum schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Justierproblematik in den Scannertestberichten bei ScanDig komplett ignoriert wird. Man tut so, als sei die mit dem USAF1951-Target abgeschätzte Auflösung für die ganze Modellreihe gültig und exakt. Das ist eben total falsch, da es auf die individuelle Justierung jedes einzelnen Geräts ankommt. Aussagen, wie "der Braun Multimag SlideScan liefert bei gleicher Nominalauflösung also 600 dpi mehr Auflösung als der DigitDia 6000" oder "Mit einer sehr hohen effektiven Auflösung von 3900 dpi schlägt er seinen direkten Konkurrenten Reflecta DigitDia 6000 deutlich" sind unsinnig, denn nach meiner Information sind beide Geräte baugleich und werden von PIE in Taiwan hergestellt (heißen dort PowerSlide 5000). Auch erlaubt das USAF1951-Target nicht eine prozentgenaue Bestimmung der Auflösung. Die Schrittweite der Musterauflösung beträgt alleine schon 10% und oft sind durch Abbildungsfehler vertikale und horizontale Auflösung verschieden. Auch die Aussage "Der Epson Perfection V800 Photo erzielt daher in Verbindung mit SilverFast Ai Studio eine 13% höhere Auflösung als mit EpsonScan" ist unsinnig, denn die Auflösung ist eine Hardware-Sache und hängt nicht von der Software ab. Unterschiedliche Auflösungen können vorgetäuscht werden, wenn man nicht die genau gleiche Darstellung in Helligkeit, Kontrast und Vergrößerung verwendet.

Auch ohne USAF1951-Target bekommt man einen ersten Eindruck der Schärfe / Unschärfe durch Betrachten der Staubkörner und des Filmkorns im Scan mit der nativen, d.h. optisch/mechanischen, Maximalauflösung. Diese sollten scharf erscheinen. Hier der Vergleich, den DerArchivierer angesprochen hatte (oben mein Targetscan, unten seiner):

Unschaerfe.jpg
Unschaerfe.jpg (172.93 KiB) 4900 mal betrachtet

Hermann-Josef
Zuletzt geändert von Jossie am Freitag 15. März 2019, 09:09, insgesamt 7-mal geändert.
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pixx
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Re: USAF 1951 Targets; Gebrauchte Scanner; Unschärfe;

Beitrag von pixx »

Wobei man sagen muss, dass diese feinen Körner im oberen Beispiel wenig mit der Art von Korn zu tun haben, die man auf altem Filmmaterial vorfindet. Ist das hier überhaupt Korn? Filmkorn bei Farbbildern ist ja auch nicht wirklich Korn wie in SW-Material, das sind eher so diffuse Farbstoffwölkchen.

Ich habe kein Target, war aber im Vorfeld direkt etwas enttäuscht von meinen Scan-Ergebnissen, da ich Pixelpeeper bin und aktuelle Digitalkameras gewohnt bin.

Insofern hatte ich schon eine Grundparanoia, was Schärfe anging und habe sogar mit dem Mikroskop verglichen, ob mein Scanner alle Details bringt.

Bringt er – was mich anfangs störte, war eben die Begrenzung der damaligen Aufnahmetechnik, speziell bei den Filmen.

Ein guter Test sind auch, wie Jossie schon sagt, feine Kratzer und Staubkörnchen bei deaktivierter Staub- und Kratzerkorrektur. Die müssen sich sehr scharfkantig zeigen und werden meist sehr viel detaillierter sein als das, was an Auflösung tatsächlich auf dem Film ist.

Wer sich nicht sicher ist, stellt einfach hier ein Beispielbild oder zumindest einen Ausschnitt davon in 100 % ein. Die Probleme in dem Fall hier wären uns direkt aufgefallen.

Gruß
Michael
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Jossie
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Re: USAF 1951 Targets; Gebrauchte Scanner; Unschärfe;

Beitrag von Jossie »

Hallo Michael,

ob das nun Filmkorn ist oder nicht sei dahingestellt. Die Farben kommen ja nicht durch die belichteten Körner sondern stammen von den Kopplern. Es sind jedenfalls sehr kleine Strukturen, die man sieht. Und wie gesagt, Staubkörner müssen bei 5000 dpi ziemlich scharf begrenzt sein.

Ich war anfangs auch etwas enttäuscht, aber Du hast recht, meist liegt es am Dia. Aber selbst sehr gut belichtete Kodachrome25 mit meiner Spiegelreflex-Konica aufgenommen zeigen in der Projektion oder unter der Lupe nicht mehr Details als ein guter Scan mit 5000 dpi (de facto bei mir etwa 4500 dpi mit USAF "geschätzt").

Hermann-Josef
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