Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Fragen/Themen aus den Gebieten Scannen, Bildbearbeitung, Farbmanagement etc.
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Romy
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Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Romy »

Liebe Forengemeinde,

ich fand dieses Forum und generell die Infos von ScanDig sehr informativ! Ich habe eine große Sammlung an Fotos, teilweise auch vor 1900 welche ich nun in höchstmöglicher Qualität einscannen möchte. Zusätzlich habe ich viele Negative vorwiegend ab 1990; auch diese würde ich gerne scannen. Ziel wäre, dass ich die Bilder auch recht groß drucken lassen kann um sie in Posterformat (ca 40x60 cm - sofern das für die Fotos vor 1900 überhaupt möglich ist, da sie recht klein sind) aufhängen zu können (aber museale Qualität ist auch nicht notwendig, es sind Familienfotos ;-) ).

Ich möchte mir dafür Zeit nehmen und gute Geräte verwenden - damit ich das Ganze nicht in 5 Jahren nochmal machen muss. Ich hab jetzt auch schon mit einigen Angeboten der Digitalisierung über externe Anbieter geliebäugelt, allerdings scheitert es daran, dass ich die Negative bzw. Fotos nicht einschicken möchte und auch niemandem überlassen will. Gerade die Fotos von vor 1900 sind Einzelstücke und ich könnte mir nicht verzeihen wenn da welche abhanden kommen.

Meine Frage ist nun: welche Geräte sich eignen um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen? Ich habe jetzt viel über Filmscanner gelesen, bin aber unsicher ob ich für mein Vorhaben wirklich einen so hochpreisigen Geräte (>500€ benötige - die dann häufig auch keine Fotos scannen können). Andererseits sind die Epson Perfection Photo Rezessionen auf ScanDig auch nicht so vielversprechend und ich zweifle. Könnt ihr ein Gerät empfehlen welches meinem Vorhaben gerecht wird? Oder habt ihr andere Ideen?

Vielen Dank bereits im Vorab!
Romana
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Jossie
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Jossie »

Guten Abend Romana,

ein weites Feld!

Für das Einscannen von Fotos brauchst Du einen Flachbettscanner. Die Auflösung ist hierbei relativ bescheiden. In den meisten Fällen genügen 600 ppi, was die gängigen Flachbettscanner liefern.

Bei Negativen und Dias sieht es anders aus. Hier brauchst Du, wenn Du optimale Qualität möchtest, einen dedizierten Filmscanner mit etwa 3000 ppi Auflösung (nicht Abtastrate!). Das liefern Flachbettscanner mit Durchlichteinheit in der Regel nicht. Machst Du Abstriche bei der Auflösung, dann kannst DU natürlich auch einen solchen Flachbettscanner einsetzen. Aber großformatige Drucke sind dann eher nicht zu empfehlen.

Beste Grüße

Hermann-Josef
DigitDia6000 (CyberView, SilverFast Archive Suite 8 & 9) / CanoScan9950F (ScanGear, VueScan Pro), Eizo CS240, xrite i1studio, Win11 (64bit), Intel i9 (3.4GHz), Speicher 64GB, Nvidia Quadro P2000
Romy
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Romy »

Hallo Hermann-Josef,

vielen Dank für deine Antwort!
Bezüglich Bilder und Flachbettscanner bin ich mir unsicher welche Geräte hier gute Arbeit leisten? Ist hier ein Epson Gerät gut genug um die Bilder so scharf wie sie sind zu scannen? Wenn ich die Bilder (vor allem die vor 1900) mit der Lupe anschaue kann ich Gesichter etc gut erkennen und ich hätte hier gerne ein Gerät, dass mir möglich macht dies auch ohne Lupe so detailreich zu haben. Gibt es hier bestimmte Geräte mit denen ihr gute Erfahrungen gemacht habt?

Für das Scannen von Negativen denke ich mittlerweile auch, dass es ws. ein gehobenes Produkt sein muss - außer ihr habt auch hier Vorschläge. Die Wunschvorstellung, dass beides in einem Gerät vereint ist habe ich mittlerweile aufgegeben... :)

Liebe Grüße
Romana
Joe
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Joe »

Für Fotos haben sich die Canon Geräte bewährt. Aktuell dürfte noch der Canon CanoScan 9000F Mark II sein.

Canon beherrscht auch die Staub- und Kratzerentfernung. Bei Fotos wird die softwaretechnisch durchgeführt.

Bei den Negativen stellen sich noch ein paar Fragen:

- wie viele?
- wie alt?
- SW oder Farbe?

Mein Tipp wäre erst mal den Canon oder ein vergleichbares Gerät anzuschaffen und zu probieren ob die Scan-Qualität der Negative damit ausreichend ist. Wenn nicht, kannst Du immer noch ein weiteres Gerät kaufen.
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Jossie
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Jossie »

Guten Morgen Romana,
Romy hat geschrieben: Sonntag 27. September 2020, 22:41 Ist hier ein Epson Gerät gut genug um die Bilder so scharf wie sie sind zu scannen?
Wie gesagt, muss es für die Papierbilder ein Flachbettscanner sein und da wird ein Epson sicher die 600 ppi leisten, die gebraucht werden (schau Dir mal die Testberichte bei ScanDig an, aber Vorsicht, dort werden die Angaben über die Auflösung überstrapaziert. Sie gelten immer nur für das getestete Gerät, nicht 100%ig für die ganze Modellserie, da die Auflösung auch von der Justierung der Optik abhängt.). Den von Joe favorisierten Scanner gibt es nur noch gebraucht.
Romy hat geschrieben: Sonntag 27. September 2020, 22:41 Für das Scannen von Negativen denke ich mittlerweile auch, dass es ws. ein gehobenes Produkt sein muss
Welche Auflösung Du am Ende brauchst hängt vor allem von der Qualität der Vorlagen ab. Schau mal diese Zusammenstellung an, um ein Gefühl zu bekommen, was Sache ist. Ich scanne meine Kodachrome-Dias mit 5000 ppi (der Scanner liefert dann effektiv etwa 4500 ppi) und kann diese dann anschließend ohne Verlust auf 2500 ppi binnen. Noch als Zusatzinformation: Für das Betrachten auf dem HD-Bildschirm braucht man etwa 1250 ppi (schau Dir aber mal meine Demo zu Yogis Anmerkung an).

Wichtig für Negative wäre auch noch, dass der Scanner die IR-basierte Staub- und Kratzerentfernung unterstützt.

Wie Joe noch anmerkte, ist vor allem die Anzahl der zu scannenden Negative noch von großem Interesse. Denn es ist ein Unterschied, ob Du mit dem Magazinscanner 100 Bilder am Stück scannen kannst oder jedes Bild einzeln scannen musst -- um mal die Extreme zu nennen. Sollte ein Flachbettscanner ausreichen, der einen ganzen Filmstreifen mit z.B. 6 Bildern scannen kann, so muss auch die Software in der Lage sein, diese Bilder automatisch zu isolieren. VueScan hat hier z.B. Probleme. Mit anderen Worten: Du musst auch die zu verwendende Software mit einbeziehen. Jeder Scanner bringt zwar seine hauseigene Software mit, aber ob Dir die ausreicht, musst Du durch Versuche herausfinden. Falls nicht, dann gibt es für VueScan und SilverFast jeweils Demo-Versionen, die Du dann unbedingt nutzen solltest. Hierzu habe ich DemoScans mit meinem Flachbettscanner und mit meinem Diascanner bereitgestellt, damit man auch ohne Scanner vergleichen kann, welche Software man nutzen möchte. An diesen Demoscans kannst Du auch den Unterschied Flachbettscanner / Diascanner sehen (unbedingt die LiesMich-Datei beachten!).

Beste Grüße

Hermann-Josef
Zuletzt geändert von Jossie am Donnerstag 23. Juni 2022, 19:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Romy
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Romy »

Vielen Dank euch beiden für eure Hilfe!

Ich denke auch, dass ich jetzt vorerst einen Flachbrettscanner (derzeit favorisiere ich den Epson Perfection V600; kommt mit Epson Scan) kaufen werde und so mal die ältesten Fotos (vorwiegend schwarz weiß, um die 200 Stück; vor 1900-1970) einscanne. Dann überlege ich mir das mit den Negativen (sind einige, bestimmt über 1000 Fotos - aber nur Familienfotos). @Hermann-Josef vielen Dank auch für deine Links zum Thema!

Reichen die 600ppi für Fotos? Ich hab jetzt auch gelesen 1200ppi, oder ist das zuviel des Guten? (Ziel wäre es aus den sehr alten Fotos in schwarz weiß Poster anzufertigen. Würdet ihr die s/w Fotos in RGB, schwarz weiß oder Graustufen scannen?

Liebe Grüße
Romy
Joe
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Joe »

Bei alten SW Bildern wirst Du über 300 dpi keine Verbesserung mehr feststellen. Wenn Du eine Scanner hast solltest Du einen kleinen Test machen: 300, 600, 1200 dpi und die Ergebnisse vergleichen.

Auch bei neueren Farb-Bildern reichen 300 dpi - schon da sieht man oft das Korn des Papiers (@Jossie weiß den Fachbegriff sicher besser).

Bessere Ergebnisse bekommst Du, wenn Du die Negative noch hast und diese scannst.
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Jossie
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Re: Welche Geräte zur Digitalisierung von sehr alten bis neueren Familienfotos bzw. Negativen?

Beitrag von Jossie »

Guten Morgen Romana,
Romy hat geschrieben: Sonntag 4. Oktober 2020, 08:19 Reichen die 600ppi für Fotos?
Vor allem bei älteren Bildern denke ich, dass 600 ppi gut ausreichen. Aber Du kannst doch einfach ein paar Versuche machen und die Abtastrate variieren und Dir dann das Ergebnis anschauen. Bedenke aber, dass die Abtastrate des Flachbettscanners nicht der im Bild gemessenen Auflösung entspricht (siehe Testbericht, aber beachte, dass die dort berichtete Auflösung nicht unbedingt 1:1 für alle Geräte dieses Modells gilt, s.o.). Du musst mit höherer Abtastrate scannen und anschließend binnen. Aber ganz wirst Du ohne Auflösungsverlust die überzähligen Pixel leider nicht mehr los.
Romy hat geschrieben: Sonntag 4. Oktober 2020, 08:19 Würdet ihr die s/w Fotos in RGB, schwarz weiß oder Graustufen scannen?
Keinesfalls schwarz-weiß! Das ist nur für Text geeignet. Ich scanne alle Negative in Farbe. Dann kann ich später alles machen, was ich möchte. Z.B. ist bei meinem Scanner der B-Kanal merklich schärfer als die anderen Kanäle, und den kann ich dann für SW-Bilder nehmen. Auch die gewichtete Mischung der Kanäle für SW (da gibt es verschiedene Standards) kann ich mir dann selbst zurecht legen. Wenn Du in Graustufen scannst, ist das alles nicht mehr möglich.

Klar, wie Joe schrieb, während ich tippte, ist es um Klassen besser die Negative statt der Abzüge zu verwenden. Und für die Invertierung der Negative gibt es verschiedene Optionen. Schau mal in meine Anmerkungen, da vergleiche ich SilverFast mit ColorPerfect.

Zu Joes Anmerkung: Das ist nicht das Filmkorn (sprich Silberkristalle) sondern das sind die Farbpigmente der Farbkoppler, die man als Fleckchen sieht. Wenn das zu stark stört, kann man z.B. mit Dfine der Nik-Collection sehr gut dieses Farbrauschen unterdrücken. Ein Beispiel findet sich ebenfalls in meinen Anmerkungen. Auch im oben verlinkten Wikipedia-Artikel über Binning sieht man dieses Farbrauschen und seine Unterdrückung sehr schön (allerdings wohl bei einer Digitalkamera, ist aber im Endeffekt was das Farbrauschen und dessen Unterdrückung anbelangt egal).

Hermann-Josef
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