Schwarzweißnegative sauberkriegen? - Zum Verzweifeln.

Fragen/Themen aus den Gebieten Scannen, Bildbearbeitung, Farbmanagement etc.
Forumsregeln
In diesem Forum dürfen keine Beiträge mit gewerblichen Angeboten, privaten Verkaufsangeboten oder Links zu gewerblichen Seiten eingestellt werden.
Antworten
Uli
Beiträge: 5
Registriert: Freitag 4. Dezember 2009, 21:10

Schwarzweißnegative sauberkriegen? - Zum Verzweifeln.

Beitrag von Uli »

Ich möchte gerne in nächster Zeit meine Schwarzweiß-Sammlung digitalisieren. Dazu gehört für mich auch, dass die Bilder von Staub und Kratzern befreit sein sollten, bevor sie abschließend zur Sicherheit auf DIN-A4-Papier kommen.

Leider war ich Anfang der 90er Jahre noch so naiv, nach der Entwicklung der Filme (es handelt sich fast ausschließlich um Kodak-T-max-100 und 400) keine Filmabstreifzange zu benutzen, sondern die Filme zu trocknen, dann etwas Netzmittel auf ein Brillenputztuch zu träufeln und damit die Wasserflecken auf der Filmoberseite abzuwischen.
Die Wasserflecken waren dann zwar weg, aber dafür hatten die Filme jede Menge Kratzer. Damit fertig zu werden, ist zwar lästig, aber bei 300%-Ansicht keine unmögliche Aufgabe.
Soweit komme ich mit meinem damaligen Fehler noch klar und bin auch bereit, die Konsequenzen zu tragen.

Was ich jedoch nicht verstehe, sind die ungeheuren Mengen an Staub, die sich auf diesen Negativen befinden und teilweise nicht wegzubekommen sind.
Versuche, diese Staubkörner durch Abwaschen unter lauwarmem fließendem Wasser mit flüssiger Seife wegzubekommen, sind gescheitert.
Hier mal ein Beispiel von einem Lokomotivfahrwerk - Typische Erscheinungsform, wie sie nach der Kontrastoptimierung und dem entsprechenden Hervortreten von Staubkörnern auch bei vielen anderen Bildern auftritt:

Bild

Da das Entfernen solcher Staubmengen mit dem Digitalstempel mich binnen weniger Wochen in die Psychiatrie bringen würde, musste ich nach anderen Lösungen suchen. Also noch einmal den Streifen abgewaschen, dieses Mal zusätzlich Netzmittellösung drauf, nach einigen Minuten mit der Filmabstreifzange abgeputzt und nach dem Scannen noch einmal mit ungefähr der gleichen Kontrastierung abgespeichert:

Bild

Wenn man sich die Mühe macht, beide Bilder zu vergleichen, stellt man fest, dass wieder jede Menge Flugstaub zu sehen ist, der sich trotz Verwendung eines angeblich antistatisch wirkenden Staubgebläses ("foto-clinic", ca. 2003: http://img4.fotos-hochladen.net/uploads ... vgbecw.jpg Frontansicht: http://img4.fotos-hochladen.net/uploads ... jr49n0.jpg) dort festgetzt hat, aber auch jede Menge ortsfester Staubpartikel, was ich mir nun angesichts der dauernden Wascherei überhaupt nicht erklären kann. Genau betrachtet scheint die Staubmenge sogar nach jedem Abwaschen größer zu werden.

Ich bin ratlos, würde aber gerne angesichts von tausenden schönen Motiven aus diesen Jahren eine Lösung finden.

Zunächst für den Flugstaub, dessen Ansammlungen möglicherweise elektrostatisch bedingt sind: Wie bekommt Ihr so etwas weg? Gibt es dafür zuverlässigere Geräte, oder ist mein Filmreiniger vielleicht nur defekt oder benötigt regelmäßige Wartung? (Hat jemand von Euch vielleicht zufällig den gleichen?) Wenn ich den Deckel aufschraube, finde ich keine angesaugten Staubmassen, die "ausgeleert" werden müssten.

Und dann natürlich der ortsfeste Staub: Was sich festgesetzt hat, müsste logischerweise auch irgendwie wieder abgehen. Kann man es riskieren, solche Negativstreifen über Nacht in Wasser einzuweichen, oder gehen sie dann kaputt? Würde das überhaupt etwas helfen? Was sind Eure Erfahrungen mit Reinigungsmitteln, wie sie im Handel erhältlich sind? Dort habe ich einge gefunden, die auch zur Staubentfernung geeignet sein sollen.

Zum Schluss noch ein Bespiel für den Zustand, wie ich ihn leider viel zu spät erreicht habe - etwa 10 Jahre später entwickelt, den ganzen Film in Netzmittel getaucht und dann gleich mit der Zange abgestreift, so wie es sich gehört. Auch nach 15 Jahren im Ordner ist das Negativ fast staubfrei. Die Gesamtbearbeitung (Kontraste, Staub) dauert bei diesem Film pro Bild nicht Tage, sondern nur etwa eine halbe Stunde.
Wenn ich meine alten Filme auch noch so hinkriegen könnte, wäre ich glücklich:

Bild

Ich danke Euch schon im Voraus für nützliche Hinweise und die dadurch möglicherweise geschenkte zusätzliche Lebenszeit.
Viele Grüße!
Woscha
Beiträge: 156
Registriert: Montag 4. Februar 2008, 08:45
Wohnort: www.langen.de

Re: Schwarzweißnegative sauberkriegen? - Zum Verzweifeln.

Beitrag von Woscha »

Hallo Uli,

mit genau DEM Problem habe ich mich auch schon herumschlagen müssen. Zur Vorbereitung des Klassentreffens (Abschluss 1977) bekam ich "eine Kiste" mit Negativen in die Hand. nach Rücksprache mit den Eigentümern durfte ich auch etwas experimentieren.

Zu reparieren war dabei so ziemlich alles, was mit den Negativstreifen passieren kann:
- Kratzer in der Emulsion - praktisch irreparabel, "besonders wertvolle" Motive habe ich in mühsamer Photoshop-Arbeit nachgebesstert;
- eingerissene Negativstreifen - ebenso irreparabel;
- Wasserflecken;
- Staubeinlagerungen in der Emulsion;
- Staub und Fuseln auf der Emulsion und der Trägerschicht.

Wirklich zufriedenstellende - saubere - Ergebnisse habe ich nicht erzielen können, aber jedoch teilweise deutlich spürbare Verbesserungen:

Zunächst habe ich die Filmstreifen in demineralisiertem lauwarmem Wasser mit einem klitzekleinen Spritzer Spülmittel für 10 Minuten eingelegt und gelegentlich bewegt. Dann mit dem Filmabstreifer noch unter Wasser den Film abgezogen (den Filmabstreifer vorher auch gut gewässert). Anschließend den Film aus dem Wasser genommen, noch mal abgezogen und zum Trocknen aufgehängt (Haken aus Blumendraht durch die Perforation).
Um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu haben, hat der ganze Vorgang im Bad stattgefunden: vorher die Brause mit Heißwasser aufgedreht um ein richtiges Waschküchen-Klima zu erzeugen. Von der hohen Luftfeuchtigkeit habe ich mir versprochen dass 1. die statische Aufladung der Filmstreifen unterbunden wird und 2. der in der Raumluft vorhandene Staub gebunden wird.

Das Ergebnis war durchwachsen. Aus einem Teil der Filme (ca. 80 %) konnten einigermaßen saubere Scans erzeugt werden. Weitere ca. 10 % habe ich "verschlimmbessert" indem ich durch das Abziehen neue Kratzer hinzugefügt habe; der Rest gehörte zu der Kategorie "da-ist-sowieso-nichts-mehr-zu-retten".

Im Nachhinein betrachtet hätte ich die Arbeit allerdings abkürzen können: bei der Beamervorführung (lief die ganze Nacht in einer Endlosschleife) hat keine Sau nach Kratzern oder Staub geguckt... Aber es war ein Riesenspaß, die Bilder gemeinsam ansehen zu können ;-)

Zur Archivierung würde ich es jedoch wieder so machen - die Verluste durch die Vorbehandlung dabei in Kauf nehmen. Und die "besonders wertvollen" halt mühsam mit Photoshop nachbearbeiten. Aber auch nur die!

Gruß, Woscha.
Nikon Coolscan LS-9000-ED, Vuescan Professional (Mac).
Antworten