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Optimale Farben für Farbnegative

Verfasst: Sonntag 20. Dezember 2015, 19:46
von Jossie
Guten Abend zusammen,

nachdem ich nun schon eine ganze Weile mit Farbnegativen experimentiert habe (sowohl mit SilverFast als auch mit VueScan) möchte ich nach Euren Erfahrungen fragen. Wie scannt Ihr Eure Farbnegative ein?

Bei beiden Programmen kann man den Filmtyp vorwählen. Aber was dann? Hier ein Beispiel, wie die Farbgebung von der Auswahl des Scanrahmens abhängt (andere Werkzeuge unverändert):
NegaFix_Vergleich_2.jpg
NegaFix_Vergleich_2.jpg (110.67 KiB) 4193 mal betrachtet
Übertragen auf andere Bilder bedeutet dies aber, dass die Farbgebung stark vom Motiv abhängt. Das Beispiel wurde mit SF produziert, mit VS sehe ich ein ganz ähnliches Verhalten.

Ursache der Variationen ist wohl das Herausrechnen der Orange-Maske (letztendlich der Weißabgleich). Aber da ist der Willkür offenbar Tür und Tor geöffnet ... Kennt jemand ein "objektives" Vorgehen?

Hermann-Josef

Re: Optimale Farben für Farbnegative

Verfasst: Samstag 2. Januar 2016, 22:45
von AndyH
Diese Anleitung ist recht brauchbar:
http://4nalog.blogspot.co.at/2015/09/wo ... scans.html

Mein Nikon Scanner hat getrennte Analogverstärkung für R G B.
Damit bekomme ich schon einen guten Teil der Orange Maske weg.
(Damit erledige ich schon grob Schritt 2: R / G / B Kurven direkt beim Scannen)

Re: Optimale Farben für Farbnegative

Verfasst: Sonntag 3. Januar 2016, 10:40
von Jossie
Guten Morgen Andy,

erst mal alles Gute zum Neuen Jahr! Danke für den Link.

Was unter diesem Link beschrieben wird, ist das Verfahren zum Weißabgleich, das "Grey World" genannt wird und bei den meisten automatischen Verfahren zum Einsatz kommt (siehe z.B. Hunt (2004): The reproduction of color, Seite 561). Aber das Ergebnis ist, genau wie bei dem, was SilverFast oder VueScan machen, stark vom Motiv (Vorhandensein von wirklich unbunten möglichst dunklen und hellen Stellen) abhängig, also nicht objektiv (so wie in obigem Beispiel. Die Rahmen würde ich natürlich nie so setzen, sondern das sollte nur die Abhängigkeit der Korrektur vom Motiv zeigen). Eine interessante Abhandlung gibt auch David Dunthorn. Allerdings habe ich die Mathematik dort noch nicht ganz nachvollzogen, um das Verfahren beurteilen zu können.

Auch mein DD6000 erlaubt es, die Belichtungszeit der drei Farbkanäle separat zu steuern. Ob der verfügbare Bereich ausreicht, weiß ich so jetzt nicht. In der Zwischenzeit hatte ich mir das Verfahren von NegaFix bei SilverFast etwas genauer angesehen (Expertenmodus --> Ausdehnung) und das sieht zumindest im Prinzip nach Grey World aus, vielleicht mit Abwandlungen. In einem ersten Versuch hatte ich das Verfahren für mehrere Bilder eines Filmstreifens manuell ausgewertet und das summarische Ergebnis auf alle Bilder übertragen. Damit wird das Verfahren jedenfalls objektiver.
Wie stark sich die Werte von Bild zu Bild unterscheiden (übereinander stehende Werte sollten eigentlich im Wesentlichen gleich sein), zeigt folgende Tabelle (Werte aus 32 Bildern):

Code: Alles auswählen

                R          G         B
Min / Max     0  176     63 205  107 218
Max / Min     72  76     88 143  151 185
Das Ergebnis fiel etwas blass aus, aber nach Anwendung der Neutralpipette waren die Farben für meine Begriffe deutlich besser als mit der bildweisen SF-Automatik. Immerhin erlaubt es NegaFix, die Parameter von einem Bild auf alle anderen im Jobmanager zu übertragen, so dass man alle Bilder einer Filmrolle gleich behandeln kann. Das entspräche Deinem Vorgehen über die analoge Verstärkung.
Jeweils links das Ergebnis von SilverFast NegaFix, in der Mitte nach meinem Verfahren, rechts nach Anwendung der Neutralpipette.
Jeweils links das Ergebnis von SilverFast NegaFix, in der Mitte nach meinem Verfahren, rechts nach Anwendung der Neutralpipette.
NegaFix_Vergleich.jpg (221.5 KiB) 4137 mal betrachtet
Wenn sich das bestätigt, werde ich wahrscheinlich ein Makro in imageJ schreiben und damit aus den Histogrammen der Einzelbilder die Parameter ableiten, die ich dann auf ein Bild manuell anwende und mit dem Jobmanager auf alle anderen Bilder derselben Filmrolle (gleicher Entwicklungsprozess) übertrage.

Beste Grüße

Hermann-Josef

Re: Optimale Farben für Farbnegative

Verfasst: Montag 25. Dezember 2017, 00:52
von AndreasT
Da häng ich mich noch dran :-)

Ich erstelle von meinen Color- und SW-Negativen sog. lineare Scans mit VueScan, die ich dann mit ColorNeg (Teil von ColorPerfect) konvertiere. Anschließend Weiterbearbeitung in Photoshop CC. Die Ergebnisse sind ausgezeichnet.

Wie man mit SF Scans im Detail optimieren kann, ist mir noch schleierhaft. Ich finde in AI Studio und HDR Studio nur Möglichkeiten für globale Einstellungen, jedoch keine Auswahl-/Maskierungsmöglichkeiten wie ich es in Photoshop gewohnt bin.

Re: Optimale Farben für Farbnegative

Verfasst: Montag 25. Dezember 2017, 14:36
von Jossie
Hallo Andreas,
das oben beschriebene Verfahren ist veraltet. Inzwischen verwende ich auch Scans ins HDR-Format und dann ColorPerfect in PhotoShopElements.
AndreasT hat geschrieben: Montag 25. Dezember 2017, 00:52 Wie man mit SF Scans im Detail optimieren kann, ist mir noch schleierhaft. Ich finde in AI Studio und HDR Studio nur Möglichkeiten für globale Einstellungen, jedoch keine Auswahl-/Maskierungsmöglichkeiten wie ich es in Photoshop gewohnt bin.
Maskierung und Ebenen gibt es in SF nur noch für die selektive Farbkorrektur.

Anmerkung, die allerdings nicht zum Thema gehört: Bei iSRD wurden unverständlicherweise die Ebenen und Mehrfachmasken abgeschafft. Man kann nur noch eine Maske anlegen, innerhalb derer dann iSRD angewandt wird, außerhalb nicht. Aber man braucht zumindest die Möglichkeit, außerhalb der Maske andere iSRD-Einstellungen zu verwenden als innerhalb. Aber LSI ist nicht davon zu überzeugen, dass das für iSRD bei Kodachrome-Material dringend gebraucht wird. So wie es jetzt ist, macht diese Maske für iSRD absolut keinen Sinn.

Hermann-Josef