Reale Scannerauflösung ermitteln

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holgerd
Beiträge: 17
Registriert: Samstag 24. November 2012, 10:09

Reale Scannerauflösung ermitteln

Beitrag von holgerd »

Hallo zusammen,

ich möchte die echte Auflösung meiner Scanner (Nikon Coolscan V und Reflekta DigitDia 6000) ermitteln und habe daher das USAF 1951- Resolution-Target von Silverfast eingescannt.

Sofern ich nichts gravierendes falsch gemacht habe, sind die Ergebnisse ernüchternd. Beim sonst so hochgelobten Coolscan kann ich maximal das 6. Element von Gruppe 5 sauber erkennen:
Resolution Target Coolscan V
Resolution Target Coolscan V
Coolscan_V.png (52.32 KiB) 3394 mal betrachtet
Das entspricht laut Tabelle einer echten Auflösung von 2896 dpi - im Vergleich zu den offiziellen 4000 dpi ziemlich dürftig.

Der DigitDia wirkt optisch etwas unschärfer, aber das 6. Element von Gruppe 5 kann ich auch noch erkennen:
Resolution Target DD6000
Resolution Target DD6000
DigitDia.png (33.59 KiB) 3394 mal betrachtet
Andere schreiben hier im Forum, dass ihre Scanner beim USAF-Test 4000 dpi oder mehr zeigen, meine scheinen nur knapp 2900 zu liefern.
Habe ich dann bei beiden Scannern richtig schlechte Exemplare ihrer Zunft erwischt, oder interpretiere ich da irgendetwas falsch?

Danke & Grüße
Holger
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Jossie
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Registriert: Sonntag 10. Februar 2013, 19:40
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Re: Reale Scannerauflösung ermitteln

Beitrag von Jossie »

Hallo Holger,

nach meiner Erfahrung kann sich die Auflösung deutlich von Scanner-Individuum zu Scanner-Individuum unterscheiden. PIE hat mir mal geschrieben, dass die gemessene Auflösung i.A. 10%-20% geringer als die nominelle Auflösung ausfällt. Mein erster DD6000 war total unscharf und erst nach Kauf eines USAF-Targets konnte ich ScanDig von dieser Tatsache überzeugen. Serien mit unterschiedlicher Auflösung gescannt konnte man da nicht entsprechend interpretieren. Das Exemplar, das ich dann von Reflecta bekam, löste 4600dpi auf. Da war dann aber bald der Schrittmotor defekt und nach der Reparatur war die Auflösung deutlich schlechter. Reflecta war so großzügig, den Scanner umzutauschen und mein jetziger löst zwar nicht ganz so gut auf, aber Element 3 in Gruppe 6 kann ich noch in drei Balken trennen:
USAF1951-Target gescannt mit 5000dpi ohne ME.
USAF1951-Target gescannt mit 5000dpi ohne ME.
USAF_2014-01-28_ohneME_DD6000.tif (20.84 KiB) 3388 mal betrachtet
Das sollte etwa 4100dpi entsprechen.

Viel falsch machen kann man eigentlich nicht. Das Einzige, was mir einfällt, wäre, dass ein Dia unter Glas zu einer Fokusverschiebung von 1/3 der Glasdicke führt. Der DD6000 hat eine Schärfentiefe von +/- 0.3mm, wodurch der Fokus bei einer Glasdicke von 1mm schon grenzwertig würde. Da der DD6000 nicht so exakt positioniert, dass bei ME die beiden Scans 100%ig aufeinander passen, sollte man den Test auch ohne ME machen. SilverFast richtet die zwei Scans zwar aufeinander aus, aber das klappt leider nicht 100%ig. Ich habe daher ME inzwischen aufgegeben, da die Scans leichte Farbsäume und Unschärfen zeigten.

Was mir bei Deinem Coolscan auffällt, ist, dass die Auflösungen in X und Y stark unterschiedlich sind. Beim DigitDia sehe ich starke Farbsäume. Scanne das mal als SW oder, besser, trenne im Farbbild die Kanäle und betrachte die Kanäle einzeln. Ich habe hier im Forum schon gelesen, dass ein Kanal besonders gut ausfallen kann (was mir allerdings nicht einleuchten würde, da die drei Farben von einem 3zeiligen CCD gemacht werden und die Optik hoffentlich keine solchen gravierenden Farbfehler hat). Bei meinem DD konnte ich das auch nicht beobachten. Generell sollten die Balken viel schärfer ausfallen (siehe mein Beispiel). Ich stimme Dir zu, dass da was oberfaul zu sein scheint. Ich würde das Bild mal an Reflecta mailen.

Beste Grüße

Hermann-Josef
DigitDia6000 (CyberView, SilverFast Archive Suite 8 & 9) / CanoScan9950F (ScanGear, VueScan Pro), Eizo CS240, xrite i1studio, Win11 (64bit), Intel i9 (3.4GHz), Speicher 64GB, Nvidia Quadro P2000
holgerd
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Registriert: Samstag 24. November 2012, 10:09

Re: Reale Scannerauflösung ermitteln

Beitrag von holgerd »

Hallo Hermann-Josef,

vielen Dank für deine ausführlichen Hinweise. Das mit der unterschiedlichen vertikalen und horizontalen Auflösung beim Coolscan ist mir auch schon aufgefallen - der Scanner ist schon ein Paar Jahre alt, hoffe, er kündigt damit nicht sein Sterben an.

Bei DigitDia ist der Vergleich zu deinem Scan schon deutlich. Ich habe das Bild an Reflekte gemailt, werde berichten, was die dazu sagen.
Wenn ich in Photoshop mir einzelne Kanäle betrachte, wird das Ergebnis tatsächlich besser - betrachtet man nur den Grünkanal, ist auch in Gruppe 6 etwas erkennbar, aber lange nicht so gut wie bei deinem.

Das Target- Dia ist glaslos, ME hatte ich bei diesen Testscans auch ausgeschaltet.

Deine Erfahrungen mit ME beim DigitDia kann ich leider bestätigen, auch nach Dutzenden Testläufen und Mailverkehr mit Lasersoft produziert es bei mir unberechenbare Artefakte und Halos, so dass es mir unbrauchbar erscheint. Beim Nikon wiederum funktioniert das bestens.

Beste Grüße
Holger
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Jossie
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Re: Reale Scannerauflösung ermitteln

Beitrag von Jossie »

Guten Morgen Holger,

was ME anbelangt bin ich auch sehr enttäuscht -- ein weiteres Werkzeug, für das LSI heftig Reklame macht und das nicht korrekt arbeitet :x . Ganz so schlimm wie Du beschreibst, ist es bei mir nicht. Ich sehe vor allem bei den Staubkörnern in Farbnegativen oben einen türkisfarbenen, unten einen roten Rand. Das hatte mich stutzig gemacht. Daraufhin habe ich mir abrupte Helligkeitsübergänge im Bild betrachtet, und sehe einen Farbsaum. Auch die Auflösung ist, verglichen mit dem Einfachscan, etwas schlechter. Dazu noch ein Hinweis: Als LSI in Version 38 unter "Einstellungen - Spezial" die maximale Ablage für das Ausrichten des IR-Kanals auf das RGB-Bild eingeführt hatte, wurde diese Grenze auch für ME übernommen. Ich hatte den Wert auf 1 herabgesetzt, da der IR-Scan beim DD parallel zum RGB-Scan gemacht wird, es also keinen Versatz geben sollte. Aber das hatte ME total ruiniert. Inzwischen sind die beiden Parameter wieder entkoppelt. Auf ME hat mein allerdings von außen keinen Einfluss.

Prüfe wegen ME auch mal den Schrittmotor, indem Du zwei Scans des gleichen Dias voneinander abziehst. Der Schrittmotor positioniert nicht nur den Scananfang schlecht (das ist baubedingt, SilverFastversucht das durch Ausrichten der Bilder zu korrigieren), sondern er läuft u.U. auch unregelmäßig (das ist dann ein Hardwarefehler). Das kann man natürlich nicht herausrechnen. Im Differenzenbild siehst Du dann Streifen, in denen sich das Motiv abzeichnet und solche, wo fast nur Rauschen ist. Dies war bei meinem DD der Fall und der wurde dann von reflecta ausgetauscht.

Ich scanne immer mit 5000dpi und rechne anschließend die Auflösung herunter. Das ist eine einfache Alternative zu ME, denn verglichen mit z.B. einer angepassten Auflösung von 1250dpi ist dann die Belichtungszeit 4x so lang. Das erhöht ebenfalls den Dynamikumfang. Bei meinen Kodachrome25-Dias bringt das allerdings auch nichts mehr, da ich dort die maximale Auflösung brauche.

Beste Grüße

Hermann-Josef
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